Angeregt durch einen Post von Jürgen Kalwa hab ich mir mal Gedanken über das aktuelle Standing von myfootballclub.com gemacht. Dieser Fanzusammenschluss hat einen kleinen Verein namens Ebbsfield United gekauft. Laut Wallstreet Journal wird die Beteiligung der Fans an diesem Verein ein Kampf gegen Windmühlen. In der fünften Liga spielend, steht angeblich ein Etat von 3 Millionen Euro pro Saison (!). Dagegen verblasst das Kapital von gut 1,4 Millionen, die die rund 53.000 neuen Eigentümer eingezahlt haben natürlich ein wenig.
Nun kenne ich mich in der englischen fünften Liga nicht wirklich aus, aber 3 Millionen scheint mir extrem utopisch für diese Klasse, und wenn Ebbsfield diesen Etat zustande bringen, dürfte einem Durchmarsch in die dritte Liga eigentlich nichts im Wege stehen.
Aber ich will es auf deutsche Verhältnisse übertragen. Hierzulande wird unter www.klub-der-fans.de Geld eingesammelt. Von den angepeilten 50.000 zahlenden Mitgliedern sind bisher leider erst rund 5.00o am Start. Sieht nach einem Rohrkrepierer aus. Nichtzuletzt sicher auch deswegen, weil viele deutsche Fans lieber in das englische Original eingezahlt haben. Das soll mich aber nicht von Gedankenspielen abhalten.
Würde das Ziel erreicht, hätte klub-der-fans.de 2,5 Millionen Euro für seine Einkaufstour. Das entspricht dem Etat eines mittelmäßigen Drittligisten. Oder eines herausragenden Vierligisten. Ganz oben auf der Einkaufsliste steht im Moment Waldhof Mannheim. Das hat aktuell einen Etat von 1,5 Millionen pro Saison und damit einen der höchsten in der Oberliga.
Nun, was würde passieren, stiege klub-der-fans.de ein? Zunächst gäbe es eine dicke Finanzspritze, die für eine Saison in der vierten Liga reichen würde und den Verein zum absoluten Krösus der Liga machen würde oder konkurrenzfähig in der dritten Liga. Mehr aber auch nicht.
Der Schluss daraus: Mit einem einmaligen Buy-In von 50 Euro ist es für den Fan nicht getan. Diesen Betrag müsste er jede Saison leisten, um den Verein in den ersten Jahren im Spiel zu halten. Das sollte aber kein großes Problem sein. 50 Euro ist ein normaler Vereins-Beitrag. Im Endeffekt nichts anderes, nein sogar billiger, als würden die Teilhaber Mitglied bei Waldhof Mannheim werden.
Nun kommen die Sideeffects, die das ganze wirklich akttraktiv machen. Über den “Verein der Fans” würde deutschlandweit berichtet. Jede Zeitung hätte mindestens einen Bericht auf der ersten Seite des Sportteils, jeder Fernsehsender hätte ein Feature. Für Sponsoren extrem attraktiv.
Gleichzeitig hätte man es bei Waldhof – im Gegensatz zu Ebbsfield – mit einem Traditionsverein zu tun, der eine großes, brachliegendes Fanpotential hat. Ein Fanpotential, das im Moment schwer angekotzt ist vom aufstrebenden Möchtegern-Club Hoffenheim, nur 25 Kilometer entfernt. Und ein 35.000-Mann-Stadion, das aktuell zu 5% ausgelastet ist.
Dieser Verein könnte also eine echte Renaissance erleben, würde ihm nur der Dornröschen-Kuss gegeben. Doch was fehlt dazu? Genau: Die Publicity.
Hätte ich etwas zu sagen in einem coolen Unternehmen, wie es SAP sein könnte (das aber an Hoffenheim vergeben ist) würde ich jetzt gemeinsame Sache mit den Fans machen. Ich würde mit einem Sponsorenvertrag einsteigen, einen rationalen Betrag beisteuern und dann mit einer dicken Werbetour dafür sorgen, dass sich 50.000 Fans zusammenfinden, die den Rest zahlen. Ich würde den Leuten da draußen das Sagen geben und mich im Licht der Coolheit sonnen. Und darauf vertrauen, dass die Sache mindestens in die zweite Liga geht, aber dank Medienpräsenz gefühlt erste Liga ist. Win-win in Marketingdeutsch gesprochen.
Das wäre für mich das Konzept für einen Verein der Fans.