Die Details zum neuen Bundesliga-Rechte-Deal wurden heute schon ausführlichst bei dogfood vorgestellt und diskutiert.
Mein Eindruck: Die DFL hat Premiere heftigst den Rücken gestärkt und leistet mit diesem Vertrag erstmal Aufbauarbeit, damit in vier Jahren ein wieder erstarkter Partner am Start ist, der sich mit einem deutlich verbesserten Angebot für die Treue in der Krise bedankt.
Natürlich nicht ohne Eigennutz. Bei Premiere weiß man was man hat. Wären die Rechte an z.B. ESPN gegangen, wäre Premiere in der Existenz bedroht und man würde mittelfristig ebenfalls nur einen Bieter für die Rechte haben, den man aber zurzeit in Puncto Qualität, Vermarktung und Zusammenarbeit kaum einschätzen kann. Und Premiere hat in den letzten Monaten die Weichen gestellt, um zurück in die Erfolgsspur zu finden.
Die ARD hat einen dicken Coup gelandet und wird sich zweifellos öffentlichkeitswirksam auf die Schulter klopfen. Das sollte Anlass sein, noch mal zu hinterfragen, ob es die Aufgabe eines öffentlich-rechtlichen Senders ist, mit den Gebühren Fußball-Profis zu subventionieren (Randnotiz: Die ÖRs haben einen höheren Etat als das Verteidigungsministerium 9 von 14 Bundesministerien. Könnte ich mich ständig drüber aufregen). Mich würde das Bieterverhalten der ARD interessieren. Im Prinzip könnte Fritz Raff hingehen und sagen: Egal was die Konkurrenz macht, wir legen eine Million drauf. Ob es wirklich so läuft?
Schade finde ich, dass das DSF nicht mehr am Sonntag berichten wird. Bei der ARD erwarte ich die Sonntagssportschau als schnell abgefrühstückten Happen zwischen Tatort und Anne Will, Dauer ca. 30 Minuten. Das DSF hat sich – jenseits aller Kritik an der marktschreierischen Werbung und der Qualität der Kommentatoren – für die Sonntagsspiele Zeit genommen. 20 Minuten für jedes Spiel. Man sah deutlich mehr als nur Torraumszenen, sondern bekam einen Eindruck vom Spielverlauf.
Zurück zu Premiere: Kaum vier Stunden nach Ende der DFL-PK feiert sich der Sender ab, als hätten gerade eine Million Neu-Abonnenten unterschrieben. Mehr Live-Spiele als jemals zuvor usw. Ich bin gespannt, ob die Exklusivität tatsächlich zieht, oder ob der Schuss nach hinten losgeht.
Für mich als Fan ist das Angebot ab 09/10, wie an dieser Stelle schon ausführlich begründet, deutlich weniger attraktiv als bisher. Wie ich den Reaktionen hier und an anderer Stelle entnehmen konnte, geht es ausnahmslos jedem so. Ich habe bisher keine einzige Stimme gehört, die es als positiv empfindet, dass man nun jedes Wochenende quasi vom Frühstück bis zum Abendessen Live-Spiele bekommt. Das Premium-Produkt und Kaufargument Konferenz wird sowohl am Samstag und erst Recht am Sonntag entwertet. Für Zweitliga-Fans ist der neue Vertrag sogar durchweg ein Griff ins Klo. Zufrieden werden nur die Sportbars sein, die künftig einige Stunden mehr trinkendes Publikum haben dürften.
Genau deshalb, weil das Premiere-Programm trotz mehr Exklusivität nicht attraktiver ist als zuvor, sehe ich auch kaum eine Einschränkung für die Sportschau durch das neue Top-Spiel am Samstag. Wer bisher auf ein Pay-TV-Abo verzichten konnte, wird sich auch jetzt keins holen. Wer bisher bereit war, für die Live-Übertragung zu zahlen, wird es auch weiterhin tun. Die Zahl der Wechselwilligen in die eine oder andere Richtung wird sich im niedrigen sechsstelligen Bereich bewegen, sollte Premiere die Preisstruktur nicht großartig ändern.
Mein Vertrag mit Arena läuft im Januar aus. Ich werde abwarten, welche Angebote Premiere bis dahin macht. Die aktuelle Aufteilung der Pakete ist hirnrissig. Bundesliga für 20 Euros – soweit alles klar. Will ich zusätzlich DFB-Pokal und CL, muss ich noch mal 15 Euro für das Sportpaket drauflegen. Und jetzt wird es irrwitzig: American Sports auf NASN sind nicht im Sport-Paket, sonder im Star-Paket drin, das noch mal 10 Euro extra kostet. Wäre das im Sport-Paket drin, würde ich es nehmen. Aber so verzichte ich auf beides, weil es pure Abzocke ist. 45 Euros, nur um alle Sportsender zu bekommen – ich lach mich tot.